Lösungsansätze
Welche Innovationen für sauberes Wasser in ausreichender Menge sorgen
Immer noch stillt die Weltwirtschaft ihren Durst mit Frischwasser und beschleunigt so die Verknappung der Ressource. Das Thema gilt unter Experten mittlerweile als so brisant, dass es mittelfristig die CO2-Problematik in den Schatten stellen könnte. Kein Wunder deshalb, dass Technologien zur Ressourcenschonung, zum Wasserschutz und seiner Wiederaufbereitung heute mehr denn je im Fokus des öffentlichen Interesses stehen – so vor allem auf der Ifat, der weltweit führenden Messe für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft. „Mit unseren Partnerveranstaltungen in China, Indien, der Türkei und Südafrika sind wir mit der Ifat heute weltweit unterwegs“, sagt Messe-München-Geschäftsführer Stefan Rummel.
Die Verfügbarkeit von sauberem Wasser ist kein einzelstaatliches Problem, sondern stellt eine globale Herausforderung dar.
Stefan Rummel, Messe München
In ihren eigenen Werken haben die deutschen Unternehmen das Thema Wasser gut im Griff, sowohl im In- als auch im Ausland. Kein Dax-Unternehmen, das dem kostbaren Rohstoff im Rahmen seiner Corporate-Social-Responsibility-Strategie (CSR) nicht große Aufmerksamkeit schenken würde. Der Gesamtwassereinsatz im Bayer-Konzern etwa sank 2016 weltweit um 4,8 Prozent auf 330 Millionen Kubikmeter – gegenüber 2012 entspricht das einer Einsparung von gut 14 Prozent. Und Henkel meldet für das abgelaufene Geschäftsjahr sogar eine Reduktion des Wasserverbrauchs um 23 Prozent – berechnet auf das Basisjahr 2010 – für eine Tonne Produkt.
Nebelkollektoren filtern Wasser aus der Morgenluft der Atacama-Wüste. Hier gehen täglich bis zu 170 Liter ins Netz.
Entsalzungsanlagen wie der Dschabal-Ali-Komplex in Dubai ringen dem Meer Milliarden Liter Trinkwasser ab.
Das Unternehmen Huber SE exportiert weltweit Lösungen für sauberes Wasser. Übrig gebliebener Klärschlamm wird verwertet.
Flutwasser des Colorado River lässt die Wüste Kaliforniens ergrünen. Ein Kanalsystem leitet das Wasser auf die Felder.
„Entscheidend ist für uns dabei nicht nur die Frage, wie viel Wasser wir insgesamt einsparen, sondern an welchen Standorten uns das gelingt“, sagt Uwe Bergmann, Head of Substainability Management beim Düsseldorfer Konsumgüterkonzern. „Denn anders als bei der Verringerung von CO2-Emissionen, die dem Klimaschutz insgesamt zugutekommen, ist Wassermanagement immer eine lokale und auch saisonale Herausforderung. Wir müssen Wasser vor allem dort einsparen, wo die Ressource schon heute besonders knapp ist.“
Zum Beispiel in Ägypten. Dort wird Henkel nahe Kairo bald eine neue „Smart Factory“ für Flüssigwaschmittel in Betrieb nehmen, die über die klassische Verfahrenstechnik hinaus (minus 47 Prozent Frischwassereinsatz pro Tonne Produkte innerhalb von zehn Jahren) jetzt noch weitere Einsparpotenziale heben soll. „Durch die Implementierung neuester Messsysteme können wir den Wasserverbrauch dort in Echtzeit kontrollieren“, sagt Bergmann. „Das garantiert uns eine noch kleinteiligere Sicht auf die Dinge, um etwa die unterschiedlichen Produktionsstandorte noch besser miteinander zu vergleichen und künftig noch mehr Wasser einzusparen.“
Wussten Sie…
…dass das Tote Meer nicht das salzigste Wasser der Erde ist?
Der Don Juan-Teich liegt in der Ostantarktis. Der Tümpel misst nur 30.000 Quadratmeter und hat einen Salzgehalt von 40 Prozent. Auch auf dem afrikanischen Kontinent sorgt Verdunstung für enormen Salzgehalt in Gewässern, wie zum Beispiel dem Assalsee im Osten Afrikas. Stolze 350 Gramm Salz sind in einem Liter Seewasser gelöst. Kein Wunder: Die Temperatur in der Region sinkt selten unter 25° Celsius.
Oder aber der Abwasserspezialist Huber aus Berching in der Oberpfalz. Mit mehr als 40.000 installierten Anlagen weltweit zählt das Unternehmen heute zu einem der international führenden Anbieter für die Wasseraufbereitung, Abwasserreinigung und Schlammbehandlung. Gut 700 Mitarbeiter entwickeln am Firmenstammsitz maßgeschneiderte Produkte und Systemlösungen für Industriebetriebe und auch Kommunen. So entsteht in der kolumbianischen Millionenmetropole Medellin unter Führung von Huber zurzeit eine der größten Klärschlammverwertungsanlagen weltweit. Mit einer Kapazität von 400 Tonnen täglich. Und in Regensburg baut das Unternehmen für das Museum der Bayerischen Geschichte gerade ein „ThermWinR“ genanntes System auf, das es künftig ermöglichen wird, das Gebäude im Herzen der Stadt mit Abwasser zu heizen und auch zu kühlen.
„Uns geht es immer um eine intelligente Gesamtlösung“, sagt Firmenchef Georg Huber. „Wir müssen Klärschlämme thermisch verwerten und die dabei erzeugte Energie für die Schlammtrocknung selbst nutzen, also möglichst energieautark arbeiten. Und wir müssen Abwässer so weit aufbereiten, dass sie als hochwertiges Brauchwasser erneute Verwendung finden können.“
Der Blick auf die Details zeigt also: Es ist zwar längst nicht alles um Fluss, wenn es um den ganzheitlichen, verantwortungsvollen und nachhaltigen Umgang mit Wasser geht. Doch wichtige Akteure in Wirtschaft und Gesellschaft haben längst die entscheidenden Herausforderungen rund um den Wertvollen Rohstoff identifiziert und als Chancen interpretiert.