Megatrends

Der Durst der Welt

Rund 70 Prozent unserer Erde sind damit bedeckt – doch trotz des scheinbaren Überflusses ist es einer der wertvollsten Rohstoffe, die wir haben: Wasser. Experten warnen bereits vor ernsthaften Engpässen. Doch innovative Verfahren können die Probleme mindern. Eine Spurensuche

Von Karoline Amon, Katarina Baric und Christian Brunschede

Prolog

Warum rund ums Wasser längst nicht mehr alles im Fluss ist

Januar 2014: Eine Rekord-Dürre hat Kalifornien heimgesucht. Zum ersten Mal in der Geschichte des US-Bundesstaats wird Wasser rationiert. Die Bevölkerung wird aufgerufen, 25 Prozent Wasser einzusparen. Den Bauern und Unternehmen wird gar untersagt, Wasser aus dem Fluss Sacramento zu entnehmen.

Die Wonne des Wassers – ein endliches Vergnügen? Es gibt gute Gründe, künftig klüger mit der knappen Ressource umzugehen.

Die Wonne des Wassers – ein endliches Vergnügen? Es gibt gute Gründe, künftig klüger mit der knappen Ressource umzugehen.

Ein Jahr später: Der Baikalsee in Russland wird offiziell zum Notstandsgebiet erklärt. Der Wasserpegel des weltweit größten Süßwasserreservoirs ist bereits dramatisch gesunken. Zur Versorgung der Bevölkerung mit Wasser muss die Wassermenge des Staudamms verringert werden.

August 2017: Die Regierung in Rom ruft für die italienischen Provinzen Parma und Piacenza, Latium und Umbrien den Notstand aus. Auch in der südlichen Toskana hat es seit März nur ein paar Tropfen geregnet, in Teilen Kampaniens seit anderthalb Jahren gar nicht mehr. Die Menschen im Stiefelstaat sitzen so dermaßen auf dem Trockenen, dass ihnen mancherorts jeglicher Wasserverbrauch, der nicht unbedingt haushaltsnotwendig ist, zwischen acht und 21 Uhr verboten wird.

Die Welt trocknet aus. Längst ist nicht mehr nur Afrika von Wasserknappheit betroffen. Auch für Industrienationen wie die USA oder China ist Wassernotstand keine Seltenheit. Für Spanien und Griechenland etwa taxieren Experten des World Resources Institute das Wassermangel-Risiko inzwischen als „extrem hoch“. Die OECD hat errechnet, dass bis 2030 fast die Hälfte der Weltbevölkerung in sogenannten High-Stress-Regionen leben wird, also in Gegenden, in denen mehr Wasser verbraucht wird, als zur Verfügung steht.

Wussten Sie, dass die Ozeane unsere größten Wärmespeicher sind?

Wussten Sie… …dass die Ozeane unsere größten Wärmespreicher sind?

Menschen, die an den Küsten der Ozeane leben wissen: Im Vergleich zum Landesinneren ist es am Meer tagsüber wärmer und nachts kälter. Der Grund: Wasser nimmt tagsüber Wärme auf und gibt sie dann nach und nach wieder ab. Übrigens: Die Meere nehmen nicht nur Sonnenenergie auf, sondern auch Kohlenstoffdioxid. Forscher haben herausgefunden, dass die Hälfte des für die Erderwärmung verantwortlichen Treibhausgases in den Weltmeeren gespeichert ist.

33 Milliarden Kubikmeter Leitungswasser gehen jedes durch Leckagen verloren – genug, um den Verbrauch von New York City über 20 Jahre decken zu können.

33

Milliarden Kubikmeter Leitungswasser gehen jedes durch Leckagen verloren – genug, um den Verbrauch von New York City über 20 Jahre decken zu können.

17.196 Liter Wasser erfordert die Produktion eines Kilos Schokolade.

17.196

Liter Wasser erfordert die Produktion eines Kilos Schokolade.

1 Prozent der weltweiten Wassermenge haben Trinkwasserqualität.

1

Prozent der weltweiten Wassermenge haben Trinkwasserqualität.

Die Generalversammlung der Vereinten Nationen (...) erkennt das Recht auf einwandfreies und sauberes Trinkwasser und Sanitärversorgung als ein Menschenrecht an, das unverzichtbar für den vollen Genuss des Lebens und aller Menschenrechte ist.

Resolution 64/292. Das Menschenrecht auf Wasser und Sanitärversorgung